Acura MDX Prototype

Das Beste hat man sich zum Schluss aufgespart. Nicht, dass der überarbeitete Honda Ridgeline oder der facegeliftete Accord unattraktiv oder zu wenig spektakulär wären, aber es sind soweit bekannte Modelle die für die zweite Hälfte des Modellzyklus aufgefrischt worden sind. Der nun vorgestellte Acura MDX Prototype ist die Vorschau der neuen Modell-Generation. Das Gute gleich vorneweg: Es wird einen Type S geben!



Aber schön der Reihe nach. Da die Edelmarke von Honda in Europa nicht verkauft wird, sind möglicherweise die verschiedenen Modelle nicht gerade sofort präsent. Der MDX ist das Schwestermodell des Honda Pilot. Obwohl diese Fahrzeuge aus europäischer Sicht riesig sind, laufen MDX und Pilot in den USA als Midsize-SUV. Ja, es geht in den Vereinigten Staaten noch grösser, allerdings nicht bei Honda oder Acura, der MDX ist Hondas Flaggschiff-SUV.



Der Prototyp zeigt einen Ausblick auf die vierte Generation des MDX und soll Anfang nächstes Jahr bei den Händlern stehen. In den zwanzig Jahre seit der Einführung hat sich einiges getan. Acura will mit dem MDX zeigen, was in Sachen Performance, Technologie und Komfort möglich ist.


Design


Beim Design hat Acura Ende der 90er-Jahre angefangen, sich stärker vom Honda-Mutterhaus abzuheben. Ausser bei den Modellen, die in anderen Regionen mit dem Honda-Badge verkauft werden, wie zum Beispiel dem Integra oder NSX, ist dies auch gelungen. Acuras wirkten futuristischer als Hondas. Das heisst allerdings nicht, dass man auch das Design immer als gelungen bezeichnen konnte, gerade die erste Generation des MDX sah gewöhnungsbedürftig aus. Glücklicherweise ist das heute nicht mehr so, wie auch der MDX-Prototyp zeigt. Futuristisch ist das SUV auch in der vierten Generation. Das Design wirkt geschliffen. Die markanten Linien kaschieren dabei die tatsächliche Grösse des MDX – der bullige Auftritt ist im Konzern den Honda-Schwestermodellen vorbehalten.



Vorne fällt einem als erstes der diamantförmige Pentagon-Grill mit dem tellergrossen Acura-Emblem auf der von schmalen LED-Scheinwerfern flankiert wird. Die Chicane LED-Tagfahrlichter sind eine Hommage an den Acura ARX-05 Rennwagen aus der IMSA-Rennserie, damit soll der Bogen von den Erfolgen im Motorsport zu den Serienfahrzeugen von Acura geschlagen werden. Trotz verschachtelten Lufteinlässen und ineinanderlaufenden Linien haben es die Designer geschafft, die Front als ein Ganzes wirken zu lassen, auch wenn der MDX dadurch mehr Raumschiff als Strassenkreuzer ist, zumindest von vorne. Von der Seite ist das Design hingegen klassischer.



Beim präsentierten MDX Prototyp sind die Linien des Vorgängermodells eindeutig erkennbar – zumindest für einen Kenner der Marke. Aus europäischer Sicht könnte die Silhouette des neuen Acura-Flaggschiffs auch mit einem Audi Q8 verwechselt werden. MDX-typisch ist die hohe Gürtellinie, die mit der langen Haube und den nun weiter aussen stehenden 21 Zoll Rädern die Dynamik hervorhebt. Die kürzeren Überhänge sind aber nicht nur ein Designtrick, der Radstand ist tatsächlich um fast 8 Zentimeter gewachsen. Damit soll nicht nur das Fahrverhalten verbessert werden, auch der Innenraum bietet damit mehr Platz auf allen drei Sitzreihen. Das Heck ist ebenfalls scharf geschnitten, verzichtet jedoch auf Firlefanz und wirkt aufgeräumt. Auffallend sind die modern gezeichneten Heckleuchten, welche die LED-Streifen der Tagfahrlichter wieder aufnehmen.



Insgesamt gefällt uns das futuristische Design des MDX, auch wenn gewisse Ähnlichkeiten zum Audi Q8 – ob beabsichtigt oder nicht – sicher nicht von der Hand zu weisen sind. Hoffentlich bleibt die Farbe Liquid Carbon in dem matten Finish nicht dem Prototypen vorbehalten, es wäre wünschenswert, dass Acura die auch in der Serie anbieten würde.


Interieur


Richtig gediegen geht es Innen zur Sache. Viel hochwertiges Leder mit edlen Ziernähten, gebürstetes Aluminium und Akzente in Holzimitat lassen keinen Zweifel, dass Acura mit dem neuen MDX auch in Sachen Luxus und Komfort ein Zeichen setzen will. Letzterer wird auf grosszügig geschnittenen Sportsitzen vorne mit der Massefunktion garantiert. Auch die anderen beiden Sitzreihen profitieren von besser geformten Sitzen und gestepptem Leder – von wegen billige Plätze! Der MDX bietet nicht nur mehr Beinfreiheit, auch der Kopffreiheit wurde in allen drei Reihen gegenüber dem Vorgänger verbessert. Auch das grosse Panorama-Schiebedach unterstützt das grosszügige Raumgefühl.



Das digitale Cockpit mit einem 12.3 Zoll Display ist individuell einstellbar, das heisst die Darstellung von Tacho, Drehzahlmesser und sonstiger Fahrinformationen kann variiert werden. Ein virtuelles Cockpit mit Navigation, wie dies bei europäischen Herstellern mittlerweile bereits ab der Mittelklasse angeboten wird, sucht man im MDX allerdings vergeblich. Da tröstet das ebenfalls 12.3 Zoll grosse Zentraldisplay wenig, auch wenn es das grösste ist, das je in einem Acura (oder Honda) verbaut worden ist.



Dafür dürfte die Musikanlage des MDX mit den Mitbewerbern aus der alten Welt mithalten. Das aus anderen Acura-Modellen bekannte ELS Studio 3D-Audio System wird im MDX Prototyp mit der «Signature Edition» auf eine neue Ebene befördert. 25 Laufsprecher und über 1000 Watt sorgen für ein besonderes Klangerlebnis. Sogar im Dachbereich sind sechs Lautsprecher installiert. Auch wenn Marken wie Bose oder Harman Kardon sicher geläufiger sind, muss sich das von Panasonic für Acura entwickelte System nicht verstecken, zumal das System vom achtfachen Grammy-Award Gewinner, dem Musikproduzenten und Toningenieur Elliot Scheiner, perfekt abgestimmt worden ist.



Abgerundet wird die Komfortausstattung mit den 16-fach elektrisch verstellbaren Vordersitzen und der Iconic Drive genannten LED-Innenraumbeleuchtung, welche abhängig von Fahrmodus die gesamte Kabine in 27 verschiedene Themen beleuchten kann.


Performance


Stimmungsvolles Ambiente und eine Klangqualität wie in einem Konzertsaal ist schön und gut, aber den Acura- und Honda-Enthusiasten interessiert die Musik, die unter der Haube spielt. Während hier in Europa nur noch von der Elektrifizierung gesprochen wird, scheut man sich in den USA nicht weiterhin potente Verbrenner auf den Markt zu bringen. Schon die Grundmotorisierung mit dem 3.5 Liter V6 mit 280PS ist andere als Schwach auf der Brust. Erstmals wird es den Acura MDX auch als Type S geben. Anders als die bisherigen A-Spec-Varienten, welche sich auf optische Komponenten und vielleicht noch ein optimiertes Fahrwerk beschränkten, wird der Type S ein richtiger Sportler. Befeuert wird das Topmodell von einem aufgeladenen 3 Liter V6 mit 355PS und 480NM.



Die vierte Generation des Acura MDX baut auf der neuen Light Truck-Plattform Honda auf. Davon profitiert nicht nur der Komfort, auch die Performance wird verbessert. Der neue MDX ist das Acura-SUV mit der bisher besten Verwindungssteifigkeit. Der kraftvolle Turbomotor in Kombination mit dem Super Handling All-Wheel Drive SH-AWD mit Torque-Vectoring verspricht Fahrspass. Natürlich ist es immer noch ein SUV, aber immerhin eines, das nicht nur geradeaus Freude bereitet.



Verzögert wird mit einer Brembo Vierkolben-Bremsanlage, auch hier wird das Leistungsversprechen konsequent umgesetzt. Wie bei anderen Sportmodellen von Honda und Acura, können mit dem Intelligent Dynamics System IDS verschiedene Fahrmodi ausgewählt werden, welche sich auf die Kennlinien von Lenkung, Getriebeautomatik und Motor auswirken. So kann der MDX durch einen kurzen Dreh am vom NSX inspirierten Drehregler in der Mittelkonsole vom komfortbetonten Familienwagen für die Kurvenhatz auf einer Bergstrasse scharf gemacht werden.



Natürlich kommt auch die Sicherheit nicht zu kurz. Mit AcuraWatch, dem Pendant zu Honda Sensing, sind alle bewährten Sicherheits- und Fahrassistenzsysteme an Bord, die neu vom Stauassistenten Traffic Jam Assist der Low Speed Braking Control ergänzt werden, die auch im Accord Facelift zum Einsatz kommt.



Dass der Prototyp wohl mehr oder weniger so in Serie gehen wird, zeigt die Markteinführung Anfang nächstes Jahr. Der Type S wird im Sommer 2021 folgen. Leider nur in Nordamerika. Schade, der Acura MDX wäre auch auf unseren Strassen eine willkommene Abwechslung.


Fotos: Acura