HondaHolics SeasonendRide.20

Es sah schon fast so aus, als würde es aufgrund der Pandemie dieses Jahr keine HondaHolics-Events geben. Das wollten wir dann doch nicht auf uns sitzen lassen, zumindest eine kleine Ausfahrt musste drin liegen. Es müssen nicht immer Pässe sein, auch im Mittelland gibt es kurvige Landstrassen, die man auskosten kann. So wurde eine kleine Rundfahrt durch Freiamt und Seetal zusammengestellt, die fernab vom grossen Verkehrsaufkommen Fahrspass garantieren sollte. Es war aber natürlich nicht so, dass wir die einzigen gewesen wären, die diese Idee gehabt hätten. Unterwegs sind uns zahlreiche Gruppen begegnet die den schönen Spätsommertag ebenfalls genossen haben: Von klassischen US-Cars aus den 1950er-Jahren über Volkswagen aus den 70ern bis hin zu BMW Z8 Roadster.



Roadster kann Honda natürlich auch! Gebaut in Japan, kultiviert in der Schweiz. So könnte man die Honda S2000 beschreiben, die am Sonntagvormittag bei der Kartbahn in Wohlen aufgefahren sind. Als erstes stach einem sicher der rote AP1 mit Voltex-Kit in Auge. Den S haben wir bereits beim Hondagang-Treffen in Oftringen abgelichtet. Perfekt zum Voltex-Umbau passte natürlich der grosse APR GT-Wing. Eine Nummer kleiner, aber deshalb nicht weniger auffällig, war der Spoiler des «Black Widow»-S2000. Der Flügel auf dem schwarzen S2000 mit den roten Akzenten stammt aus dem Honda-Regal und war in den USA am limitierten Honda S2000 CR bzw. in Japan und Europa am S2000 Type S verbaut. Die «Schwarze Witwe» alleine auf den CR-Wing zu reduzieren würde dem Roadster nicht gerecht. Der AP1 trägt ein komplettes J’s Racing «Type S»-Kit. J’s Racing «Type S» hat natürlich nichts mit Honda «Type S» zu tun. Der Tuner aus Osaka war damit sogar ein paar Jahre früher auf dem Markt. Die Einführung war Anfang der 2000er, während Honda mit seinem S2000 «Type S» erst 2008 auf dem Markt kam. «Mögen Sie noch etwas Pasta zum Sushi?» Aber gerne! Die italienischen OZ Ultraleggera Räder passen perfekt zum japanischen Highend-Bodykit. Flügellos und daher auf den ersten Blick etwas dezenter war der zweite Schwarze S2000 an der Ausfahrt. Die vom Veilside-Kit inspirierte Front, wir alle erinnern uns an Sukis Honda in «2 Fast 2 Furious», wirkte in Schwarz relativ zurückhaltend und auch die Carbonhaube fügte sich schön ins Gesamtbild ein. Wenn wir schon bei Carbon sind, auch die GT-Spiegel wurden aus dem edlen schwarzen Material gefertigt. Gleich drei der S2000 an der Ausfahrt hatten solche Spiegel verbaut, auch der AP1 in Monte Carlo Blue. Bei diesem Exemplar kam das Carbon etwas stärker zur Geltung, hob sich vom Blau ab. Das gleiche gilt natürlich auch für die weissen Volk Racing TE37-Felgen. Auch wenn der farbliche Kontrast etwas stärker war, der blaue S2000 wirkte insgesamt trotzdem superclean, was auch der ASM-Ducktail Spoiler entsprechen unterstrichen hat.



Bei anderen Treffen überwiegen in diesen Tagen meist die Civic Type R FK2R oder FK8. Am Sonntag war das Verhältnis einmal etwas zu Ungunsten der Turbo-Hondas ausgefallen, was aber die Qualität von Hondas aktuellem Hothatch umso mehr herausgestrichen hat. Der Civic Type R FK8 in Polished Metal Metallic hat sich perfekt in die Honda-Philharmonie eingefügt, welche an diesem Vormittag Teile der Kantone Aargau und Luzern zu einer kostenlosen Matinée eingeladen hat. Die schreienden Saugmotoren der alten Honda-Generationen wurden vom 2 Liter Turbo des FK8 optimal ergänzt. Ein Eventuri-Carbonintake und die Miltek-Abgasalage verlieh dem Direkteinspritzer eine starke Stimme in der Symphonie und setzte mit dezentem Blowoff-Sound passende Akzente. Wie das Stück hiess? «Morgenstimmung» aus Edvard Grieg’s «Peer-Gynt-Suite», interpretiert vom HondaHolics-Orchester in VTEC-Dur!



Wenn wir von Saugmotoren sprechen, müssen wir natürlich den Honda CRX VTEC EE8 erwähnen, der dabei war. Das kleine Coupé wurde vor Jahren als Flagship-Car eines Schweizer Honda-Clubs aufgebaut. Wir kennen das, ein junges Model tritt ins Rampenlicht. Sie sieht makellos aus, posiert für Waschmittel, Kosmetik und allerlei anderes Zeug und verschwindet irgendwann in der Namenlosigkeit. Es kommt aber in seltenen Fällen vor, dass ein Model aus der oberflächlichen Welt heraustritt und mit Persönlichkeit und Charakter überzeugt So könnte man den Werdegang des CRX beschreiben. Vom Showcar zum Rockstar! Gerockt wird mit dem EE8 normalerweise die Schweizer Slalommeisterschaft. In der LOC4- Kategorie ist der Honda von Ulrich Racing 2019 als Newcomer mit mehreren Podiumsplätzen aufgefallen. Nachdem die 2020er-Meisterschaft aufgrund der Corona-Restriktionen mehr oder weniger ausgefallen ist, wird der CRX 2021 wieder für Furore sorgen und in der 1600er-Klasse Pokale abräumen. Da ist es natürlich wichtig, dass man in Übung bleibt und die HondaHolics-Ausfahrt bot eine gute Möglichkeit das Tracktool zu bewegen. Dass mittlerweile nicht mehr Show’n’Shine im Vordergrund steht zeigen die zahlreichen Sponsor-Sticker und auch der Sound der SRS-Auspuffanlage unterstreicht, dass bei Ulrich Racing gerockt wird.



Da bei Honda bis zum Jahr 2025 jede Modellreihe eine elektrifizierte Variante erhalten soll ist es neuerdings so, dass jede HondaHolics-Ausfahrt ein elektrifiziertes Modell enthalten muss. Glaub ihr nicht? Gut so, denn das ist natürlich Blödsinn! Der CRZ war einfach so dabei, weil die Kiste nun einmal cool ist. Den Legendenstatus der ersten beiden CRX-Generationen wir der ZF1 zwar nie erreichen, dennoch sollte man das kompakte Hybrid-Coupé auf dem Schirm haben. Der CRZ sah mit den ebenfalls 17 Zöllern auf jeden Fall sportlich aus, bewegte sich sportlich und klang dank optimierter Auspuffanlage mit Remus-Endschalldämpfer auch sportlich. Das hätte man dem kleinen Hybrid gar nicht zugetraut.



Mehr als nur Statisten waren daneben auch der schwarze EP-Hatch, der mitteile auch die Skeptiker überzeugt hat und der FK7, der die Skeptiker noch überzeugen muss. Klar ist, dass die Oldschool-Hatchbacks in den 90ern geblieben sind, was aber auch nicht schlecht sein muss. Klar, verglichen mit einem Civic EE9 oder EG6 wirkt ein FK7 wie ein SUV, aber die Kompaktklasse ist über alle Marken hinweg in den 25 Jahren zwischen diesen Autos deutlich gewachsen.



Jetzt sind wir bei den Hondas so sehr ins Detail gegangen, dass wir fast die Ausfahrt vergessen hätten. Ab 9 Uhr füllte sich der Parkplatz vor der Kartbahn Wohlen langsam mit Hondas. Bei Kaffee und Gipfeli versammelte sich die Honda-Gemeinde. Der Nebel wandelte sich zu Hochnebel und kurz nach zehn hiess es dann «Gentleman start your engines!». Teilweise drückte nach den ersten paar Kilometern schon etwas die Sonne durch. Die Route führte grösstenteils über schmale Landstrassen vorbei an Kühen, die friedlich auf der Weide grasten, durch Wälder und bald gelangte der Konvoi an den Baldeggersee. Fast gleichzeitig kam auch die Sonne hervor, was nicht nur die S2000-Crews erfreute. Eine Ausfahrt macht immer noch etwas mehr Spass wenn das Wetter stimmt. Nachdem die Westseite des Sees umfahren wurde, gab es beim Stopp in Hochdorf noch einmal Gelegenheit die Autos genauer unter die Lupe zu nehmen. Es ist immer schön, wenn unter Gleichgesinnten ein Austausch stattfindet und es nicht nur darum geht sein Auto zu präsentieren. Das Interesse an den Hondas der anderen ist es, was die wahren Enthusiasten ausmacht.



Nach dem Stopp wurde die andere Seeseite in Angriff genommen, damit keine Langeweile aufkommt ging es am Schloss Heidegg vorbei wieder in etwas hügeligeres Gebiet, wo wieder eine Vielzahl von Kurven auf die Piloten wartete. Fahrspass ohne Pässe? Das geht! Sehr gut sogar. Die Strassen in dieser Gegend wirken teilweise fast ein bisschen wie eine Gokart-Bahn, was perfekt zu den Hondas passt, die sich auch fast ein bisschen wie Gokarts anfühlen. So war es dann auch nicht ganz so schlimm, dass man zurück in Wohlen nicht Kartfahren konnte – aufgrund des Eidgenössischen Buss- und Bettags blieben die Karts am Sonntag in den Boxen. Die Honda-Truppe war ohnehin hungrig nach dem Ritt durch die Prärie und so war das gemeinsame Mittagessen auch ohne Kartfahren ein guter Abschluss für die 2020er Seasonend-Ausfahrt.


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