Es mag etwas zynisch wirken, wenn man nach positiven Seiten des Klimawandels sucht, dass die schönen Herbsttage mittlerweile bis fast in den November hinein reichen ist aber sicher eine der guten Entwicklungen. Dass das Traumwetter bei S2000-Fahrerinnen und -Fahrern Lust macht, den spassigen Honda-Roadster noch ein letztes Mal zu geniessen, liegt dabei auf der Hand. So hat eine kleine Truppe das letzte richtig warme Wochenende im Oktober genutzt, um noch einmal den Weg nach Italien unter die Räder zu nehmen. Ziel war Trento, wo im Frühling anlässlich des 15. Geburtstags des S2000 das legendäre S2000 Euromeet stattgefunden hat – natürlich war der Weg das Ziel.
Früh am Samstagmorgen ging es von Landquart Richtung Davos und von da über den Flüelapass nach Zernez und weiter über den Ofenpass. Nicht, dass die bis dahin gefahrenen Pässe keinen Spass gemacht hätten, neben den traumhaften Strassen bot die Landschaft in bunten Herbstfarben eine wundervolle Kulisse, doch der Weg durch den Munt la Schera-Tunnel war ein Erlebnis der besonderen Art. Die vier S2000 brüllten in dem engen einspurigen Durchgang zum Lago di Livigno um die Wette und das Grinsen der Fahrer wurde mit steigender Drehzahl immer grösser. Natürlich hatte auch die Galerie den Stausee entlang zum Tankstopp nach Livigno seine akustischen Reize. Der Sound der hochdrehenden Vierzylinder wurde auf derart ungewohnte Weise von den Pfeilern reflektiert, dass der wahrgenommene Klang fast schon etwas surreal wirkte. Bekanntlich ist ein Tankstopp im zollfreifen Livigno immer relativ schmerzfrei: An 1.26 EUR für den Liter V-Power könnte man sich gewöhnen. Der Passo Stelvio, der sich den S2000-Piloten kurz darauf zeigte, wurde mit viel Vorfreude angegangen. Wenn man von der Passhöhe auf das Stilfser Joch herunterschaut und sieht wie sich die Strasse in zahlreichen Schleifen den Berg hinunterschlängelt, erwartet man Fahrspass pur. Etwas ernüchtert muss man dann aber feststellen, dass die Strasse und Serpentinen dermassen eng sind, dass sich der Fahrspass nur bedingt einstellt. Glücklicherweise boten die Strassen durch das schöne Südtirol über Meran und Trento nach Levico Terme der Vierertruppe ausreichend Gelegenheit sich auszutoben.
Es war schön an den Ort zurück zu kehren, der im Frühling so viele positive Eindrücke hinterlassen hat. Auch wenn dieses Mal nur vier S2000 auf dem Parkplatz des Hotel Al Sorriso standen, der Spirit war trotzdem spürbar. Auf das Vergnügen der Hinfahrt und dass man in diesem Jahr noch einmal nach Löweneck zurückgekehrt ist, wurde am Abend mit einem guten Glas Wein angestossen, natürlich durfte bei der Gelegenheit leckere Pasta und Pizza nicht fehlen.
Schon früh klingelte am Sonntag der Wecker. Das wunderbare Herbstwetter wollte schliesslich ausgekostet werden. Direkt nach dem Frühstück wurden die S2000 bereits wieder startklar gemacht. Ende Oktober schon vor 9 Uhr bei strahlendem Sonnenschein offen durch das Valsugana zu cruisen, hat echt etwas. Vorbei an herrlichen Weinbergen, Hügel und Seen konnte die Farben des Herbstes durch Trentino ausgiebig genossen werden. Spätestens als die S2000 den Ort Fraviano passiert hatten, war es aber mit Cruisen vorbei, denn von da geht es hoch zum Passo del Tonale. Der Pass bietet viele Kurven, die bei mittleren Geschwindigkeiten gefahren werden können, also das was wirklich Spass macht – ausser man will Driften, dann sind Serpentinen natürlich lustiger. Wie so oft in den Pässen denken Motorradfahrer, wenn ein S2000 hinter ihnen auftaucht, dass sie zum Spielen aufgefordert werden. Dem ist aber eigentlich nicht so, vielmehr stellen die Zweiräder in der Regel ein Hindernis dar. Glücklicherweise wird das den meisten Bikern nach ein paar Kurven bewusst und sie machen Platz. Weiter ging es durch das Valcamonica bis Edolo und von dann Richtung Veltlin über Tirano zurück in die Schweiz. An der Strasse vom Puschlav zum Berninapass befindet sich ein kleines Restaurant mit toller Aussicht, ideal für eine Mittagspause mit lokalen Spezialitäten. Zum Dessert gab es den Berninapass, als Digestif St. Moritz und mit dem Julierpass noch einmal etwas Herzhaftes. Dann war wieder Flachland und damit Cruisen angesagt – bei einem Trackday würde man das wohl die Auslaufrunde nennen.
Nach der teilweise verregneten Saison konnte das Roadster-Feeling am letzten Wochenende im Oktober noch einmal in vollen Zügen genossen werden. Den Teilnehmern wird die Erinnerung an die Abschlusstour sicher über so manchen dunklen Winterabend hinweghelfen.
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