Honda S2000 Dolomitenausfahrt

Das S2000 Euromeet hat den Appetit auf die Dolomiten geweckt. Nicht nur die wunderschöne Landschaft zieht S2000-Fahrerinnen und -Fahrer an, die tollen Pässe in den italienischen Alpen lassen das Herz der Kurvenjäger höherschlagen. Es war wieder einmal Zeit die Honda-Roadster durch die Kurven zu jagen. Bei bestem Juni-Wetter traf sich die Gruppe, insgesamt fünf S2000, an der Tankstelle bei der Autobahnausfahrt Landquart. Bei solchen Trips ist jeweils der Weg das Ziel und damit ist das Bündnerland ein guter Ort um zu starten.



Der erste Teil der Ausfahrt führte durch das Prättigau nach Davos und von da wurde mit dem Flüela auch direkt der erste Pass in Angriff genommen. Im Engadin angekommen ging es von Zernez Richtung Ofenpass. Man hätte auch den Weg über Val Müstair nehmen können um ins Südtirol zu gelangen, aber irgendwie wäre das zu einfach gewesen, die hochdrehenden S2000-Motoren wurden erst einmal einem Soundcheck unterzogen. Was eignet sich dafür besser als der Munt la Schera-Tunnel? Für diejenigen, die den Munt la Schera nicht kennen: Der etwas über 3 Kilometer lange einspurig befahrbare Tunnel führt mehr oder weniger schnurgerade durch den Berg an das Nordufer des Lago di Livigno. Schnurgerader Tunnel, offenes Dach und eine 9000er-Redline – den Rest könnt ihr euch denken. Am anderen Ende angekommen führt die Strasse über die Staumauer und über mehrere Abschnitte einer Galerie dem See entlang nach Livigno in Italien.



Bekanntlich ist der Ort, neben Samnaun und Andorra, in Europa einzigartig, da zollfrei eingekauft und auch getankt werden kann. Frisch befüllt mit edlem (und nicht ganz so teuren) V-Power 100 Oktan-Sprudel rollte die Truppe dann Richtung Passo dello Stelvio, zu Deutsch: Stilfser Joch. Dieser Pass geniesst praktisch Legendenstatus. Jeder Kurvenenthusiast möchte diese Strasse einmal befahren haben. Ist das gerechtfertigt? Nun ja, die Tatsache, dass an diesem Tag auch eine Traktor-Rally über das Stilfser Joch führte, hat die Möglichkeiten doch etwas eingeschränkt oder zumindest Geduld erfordert. Der begehrte Teil der Passstrasse auf der Ostseite ist sehr schmal, die Serpentinen sehr eng. Wirklich Fahrspass kommt da nicht auf. Das Prädikat "World greatest driving Road" von Top Gear können wir nicht bestätigen. Über zahlreiche weitere Kurven gelangte die S2000-Gruppe dann über Meran und Bozen ins Val di Fassa. Im in Ladinien gelegenen Fasstal wurde der Tag bei einem gemütlichen Abendessen abgeschlossen, für den Samstag hat man sich einiges vorgenommen.








Das Fasstal liegt im Trentino, also in der Gegend in Italien in welcher 2014 das S2000 Euromeet stattgefunden hat. Der Samstag war dann entsprechend als "Greatest Hits" geplant. Die Strecke führte über bekannte und neue Pässe. Als erstes wurde der Passo Rolle angesteuert. Die einen oder anderen erinnern sich vielleicht an die Bilder von 2014, damals versammelten sich zum Mittagessen über hundert S2000 auf dem grossen Parkplatz bei der Passhöhe. Für das Mittagessen war es aber noch etwas zu früh und es gab ja noch einiges zu tun! Zum Beispiel den Passo Cereda oder von da die Fahrt am wunderschönen Lago di Alleghe vorbei über den Passo Fedaia nach Canazei. Wenn sich jetzt jemand aus der S2000-Community fragt, woher er den Ort kennt, dann möglicherweise von der S2000-Ausfahrt von 2012. Damals befand sich das S2000-Basiscamp im Hotel Lupo Bianco in Canazei und genau in diesem Hotel wurde dieses Mal Mittagspause gemacht. Damit nach dem Essen keine Müdigkeit aufkommt, wurden die Motoren bald wieder gestartet und auf dem Weg hoch zum Passo Sella warmgefahren. Über den Passo Gardena erreichten die Hondas schliesslich die Cirspitzen, eines der berühmten der Wahrzeichen der Dolomiten. Dunkle Wolken kündigten dann leider Regenfälle an. So wurden die letzten beiden Pässe gestrichen, damit offen zurück ins Val di Fassa zurückgefahren werden konnte.







Am nächsten Tag wurden die Fahrzeuge früh beladen, auf dem Rückweg wollten schliesslich auch noch ein paar Pässe bezwungen werden. Die ersten Kilometer hielt das Wetter, keine Stunde später machten erste Tropfen klar, dass Offenfahren kein Thema mehr ist, zumindest vorübergehend. S2000 können auch gemütlich, obwohl es in diesem Fall eher dem Regen geschuldet war, als dem Willen der Lenkerinnen und Lenker. Glücklicherweise hielten die Niederschläge nicht lange an.








Auf dem Passo Tonale, einem Highlight auf jeder Tour, waren die Dächer bereits wieder offen und die Autos trocken. Schon in den Dolomiten, die bei Radfahrern nicht zuletzt wegen dem Giro d'Italia sehr beliebt ist, waren die Zweiräder allgegenwärtig. Zurück in der Lombardei eskalierte die Sache dann aber richtig. Im Aprica war die S2000-Gruppe plötzlich Teil eines Radrennens, das durch die Stadt führte. Die Motoren waren aufgrund ihres sportlichen Klangs jedoch bei Rennfahrern und Carabinieri nicht sonderlich beliebt. Alle Beteiligten waren froh, die Szenerie rasch hinter sich zu lassen. Die Weiterfahrt nach Tirano war dann glücklicherweise mehr oder weniger fahrradfrei.








Zurück in der Schweiz, oder genauer im Puschlav, wurde eine etwas gemässigtere Gangart eingeschlagen, was nicht heisst, dass der Bernina oder der Julier keinen Spass gemacht hätten. Die Fahrt knapp unter der Wolkendecke vermittelt immer eine spezielle Stimmung. In der kargen Landschaft oberhalb von 2000 Meter ist man den Elementen ausgesetzt, gleichzeitig kontrolliert man eine Maschine und versucht sich an den Grenzen der Physik entlangzubewegen – ist das Freiheit?







Ungeachtet der philosophischen Fragen, die man sich als S2000-Pilot alleine im Cockpit des Honda-Roadsters stellen mag, gelangt man irgendwann wieder ins Tal und damit in die Zivilisation, welche einen wieder an die gesellschaftlichen Pflichten erinnert. Spätestens da sagt man sich: Schön war's! und freut sich auf den nächsten Ritt durch kurvige Bergstrassen.