Das Japanertreffen Schwyz fand dieses Jahr das erste Mal an der neuen Location auf dem Areal eines Transportunternehmens statt. Im letzten Jahr haben wir noch vom Mythen Center berichtet. Auch wenn der Veranstaltungsort unter dem Viadukt der Autobahn A4 einen gewissen Charme versprüht, fehlt die Parkhausatmosphäre des nahen Einkaufszentrums, wo das Schweizer Japanertreffen in den vergangenen Jahren jeweils mehrere hundert Fahrzeuge angezogen hat – gerade diese Hommage an Meetings in Japan, die in Tokyo und anderen Städten ebenfalls oft in Parkhäusern stattfinden, hatte ihren besonderen Reiz. Das neue Gelände scheint ebenfalls etwas weniger Platz zu bieten, so dass interessante Fahrzeuge teilweise ausserhalb parkieren mussten. Aber genug der Klagen, schliesslich sind das nur Details, das Japanertreffen Schwyz zeigt auch weiterhin was die Japanerszene in der Schweiz und im grenznahen Ausland zu bieten hat.
Wo steht die Szene 2017? Der Trend zu JDM und USDM ist markenübergreifend festzustellen, wobei die Grenze zwischen diesen Stilrichtungen fliessend ist. Nicht wenige Anhänger der Szene bezeichnen ihre Umbauten als JDM obwohl die Merkmale eindeutig USDM zuzuordnen sind, eine Unterscheidung die aber in Europa generell nur wenige machen. Eines Besseren belehrt wurde wer dachte Fast & Furious sei vorbei, denn aufwändige GFK-Umbauten, schrille Mehrtonlackierungen und Flügeltüren sah man vereinzelt auch am letzten Sonntag noch. Wer gehofft hatte, solche Autos seien in den Noughties geblieben wurde enttäuscht. Aber auch wenn solche Fahrzeuge nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen und irgendwie anachronistisch wirken, stellen sie dennoch einen Teil der Tuning-Historie dar und gehören deshalb unbedingt an so ein Treffen, auch, oder gerade weil sie die Autokultur des vorhergegangenen Jahrzehnts widerspiegeln.
Wir haben natürlich beim Besuch des Treffens den Fokus auf die Honda-Szene gelegt. Wie zu erwarten war der aktuelle Civic Type R FK2R sehr gut vertreten. Der neue R hat Honda eine neue Klientel verschafft und damit auch die Honda-Community vergrössert. Da diese Modelle noch relativ neu sind, waren erwartungsgemäss keine stark modifizierten Exemplare zu finden. Wobei das beim FK2R auch nicht so einfach ist, da der Civic schon von Werk aus ziemlich böse daherkommt. Weniger ist hier sicher mehr, dafür wurde das Augenmerk auf qualitativ hochwertiges Zubehör gerichtet, denn auffallend viele der neuen Type R-Fahrer hatten Felgen von japanischen Premium-Herstellern verbaut.
Wo wir schon beim Civic Type R sind muss natürlich auch der EP3 erwähnt werden, von welchem ebenfalls sehr viele Exemplare zu sehen waren. Hier dann vereinzelt auch sehr umfangreich umgebaute Varianten, teils mit einem sehr hohen Anteil von Carbon – Kohlefaser-Fetischisten konnten sich also nicht beklagen.
Apropos Kohlefaser! Der Carbonator war ebenfalls anwesend. R-Performance haben einen ihrer Time Attack-Integras nach Schwyz mitgebracht und einen Honda Civic EK4 Hatchback mit dem neuen Turbo-Kit, das nun über eine Schweizer Strassenzulassung verfügt.
Aber nicht nur der Honda-Rennstall vom Bodensee hat die Performance hochgehalten. Wie üblich in der Honda-Community waren auch sehr viele Track-orientierte Autos dabei. Vom S2000 bis zum CRX, von letzterem ist besonders der EE8 in Spoon-Style aufgefallen.
Aber auch für Freunde von Show-Cars gab es etwas zu sehen und dabei meinen wir nicht die eingangs erwähnten GFK-Bomber. Es gab durchaus auch moderne Interpretationen, wie zum Beispiel einen grünen Honda CRX Del Sol aus dem Tessin, der es schafft mit Elementen der 80er-Jahre, wie Overfenders und Watanabe-Felgen, seinen Honda aus den 90ies sehr stimmig im 21. Jahrhundert zu positionieren. Wem diese Beschreibung zu verkopft daher kommt: Das Ding ist einfach geil! Auch wenn einem der Del Sol sonst nicht gefällt, was im Südkanton daraus gemacht wurde verdient Respekt.
Natürlich dürfen an so einem Treffen auch Klassiker nicht fehlen. Zugegeben, Hondas aus den 80ern sind wirklich dünn gesät, dennoch waren mit einem Accord Hatchback, dem AS-CRX und einem Prelude der SN-Baureihe immerhin drei klassische Hondas dabei, wobei die Auto-Geschichte bei Honda natürlich noch zwei weitere Jahrzehnte abdecken würde, die aber leider in der Szene bis auf die wenigen S600 und S800 kaum eine Rolle spielen.
Das Japanertreffen Schwyz war auch in seiner 11. Ausgabe an der neuen Location eine attraktive Veranstaltung. Es ist in der heutigen Zeit keineswegs selbstverständlich, dass jemand noch den Aufwand auf sich nimmt ein solches Treffen zu organisieren, zumal kommerzielle Beweggründe hier keine Rolle spielen, sondern der Event etwas von Fans für Fans ist.
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