Beim TCS-Fahrzentrum Betzholz wurden am vergangenen Montag die Honda-Flaggen gehisst. Anlass dafür war die Präsentation des neuen Honda Civic Hybrid. Anders als gewöhnlich, wurde aber der neue Hatchback nicht etwa der Presse oder den Honda-Händlern vorgestellt. Ein paar Honda-Fahrerinnen und -Fahrer hatten exklusiv die Gelegenheit den neuen Civic vor der Markteinführung zu testen. Darunter auch die Gewinner des HondaHolics-Wettbewerbs. Fernab von verstopften Strassen bot die Teststrecke die Gelegenheit dem Civic Hybrid auf den Zahn zu fühlen. Hondas neuer Kompakter war dabei für einige Überraschungen gut, aber dazu später.
Der erste Eindruck
Da stand er nun also, der neue Civic. Seit der Vorstellung des Prototyps im November 2020 gab es häppchenweise News von der elften Civic-Generation. Der Sedan machte als Prototyp einen guten Eindruck. Wie würde wohl der Hatchback werden? Erste Hinweise darauf gaben die Spy Shots ein paar Wochen später. Im Frühling 2021 war es dann soweit. Im Mai wurde die Serienversion des Sedan präsentiert und kurz darauf der Fünftürer. Der neue Civic erhielt viel Beifall.
Mit dem Auftauchen der ersten Bilder der Civic Type R-Erlkönige in freier Wildbahn und auf der Nürburgring Nordschleife, stiegen die Erwartungen an die sportlichen Veranlagungen des neuen Modells. Dass Honda es mit Sportlichkeit durchaus ernst meint, zeigte der Civic Si im November letzten Jahres. Da war es bereits klar, dass dieses Modell Nordamerika vorbehalten bleibt. Die zivile Variante würde in Europa nur als Hybrid kommen. Damals gingen wir davon aus, dass der kleine e:HEV-Antrieb kommen würde, den wir aus dem Jazz und dem neuen HR-V kennen. Umso grösser war die Überraschung, als Honda den Euro-Civic im Frühling vorgestellt hat. Immer noch ein Hybrid, aber immerhin der Zweiliter mit 184PS.
Aber genug der Rückschau, wir wollten eigentlich den ersten Eindruck beschreiben. Verglichen mit dem Vorgänger wirkt die neue Generation erwachsener. Das Design ist eleganter und insgesamt stimmiger. Besonders das Heck sieht im Vergleich zu den FK-Civics viel besser aus. Geschickt kaschiert die Linienführung die gegenüber dem Sedan gut 11 Zentimeter kürzere Carrosserie. Auch wenn der geringere Überhang am Heck weiterhin erkennbar ist, das Design wurde dieses Mal zu Ende gedacht.
Vorne besticht der neue Civic durch seine lange Haube. Die fast fünf Zentimeter nach Hinten versetzte A-Säule verbessert die Übersichtlichkeit und lässt den Civic sehr dynamisch erscheinen.
Wen das Exterieur noch nicht überzeugt haben sollte, das Interieur wird es bestimmt. Das Beste am Civic ist echt das Cockpit. Das Armaturenbrett ist schlicht und funktional. Die Materialien und die Verarbeitung auf hohem Niveau. Von wegen biederer japanischer Einheitsbrei! Die horizontale Wabenstruktur mit den versteckten Lüftungsdüsen ist eines der Designmerkmale, das den Civic von den Mitbewerbern klar abhebt. Deutlich verbessert wurden auch die Sitze, die gegenüber dem Vorgänger besseren Seitenhalt bieten. Auch die Rückbank bietet erfreulich viel Patz, hier merkt man den 35 Millimeter längeren Radstand.
Der neue Honda Civic überzeugt durch einen eleganten, sportlichen Auftritt. Alles mehr Schein als Sein? Wer den 2 Liter-Hybrid aus dem aktuellen CR-V kennt weiss, dass dieser Antrieb nicht sonderlich sportlich ist. Das gequälte Heulen, wenn man das SUV auf Autobahngeschwindigkeit bringen will, hat nichts mit einem Sportmotor zu tun. Im Pressetext erfährt man, dass der Antrieb im Civic überarbeitet wurde. Das könnte aber auch von Marketingabteilung kommen und nicht unbedingt von den Ingenieuren.
Die Testfahrt
Dann steigt man in den Civic ein und drück den Starknopf. Und natürlich passiert nichts. Bei den modernen Hybrid-Systemen von Honda bewegen sich die Fahrzeuge bei tiefen Geschwindigkeiten vorwiegend elektrisch vorwärts. Der Verbrennungsmotor wird erst später zugeschaltet. Schon bei der Einfahrt auf die Teststrecke merken wir, dass da etwas anders ist. Das liegt nicht daran, dass der Civic leichter als der CR-V ist. Das ist gefühlt ein ganz anderer Motor! Der Civic hängt satt am Gas und bewegt sich souverän durch die Kurven auf dem TCS-Testgelände. Spätestens nach dem Einbiegen auf die lange Gerade werfen wir alle Vorurteile über Bord! Verzögerungsfrei marschiert der Civic beim Durchdrücken des Gaspedals los und sortiert ohne zu Zucken einen Gang nach dem anderen durch.
Das macht so viel Spass, dass wir uns erst beim Anbremsen der 180 Grad-Kurve fragen: Gang? Welcher Gang? Der e:HEV-Hybridantrieb verfügt nämlich über kein Getriebe und somit auch über keine Gänge. Fahrspass ist aber subjektiv und wir sind uns gewöhnt, dass da das Schalten dazugehören. Honda simuliert deshalb die Gangwechsel. Natürlich ohne Zugkraftunterbrechung. Die Wechsel sind kurz und knackig, wie bei einem Doppelkupplungsgetriebe. Der Sound unter Vollast ist sportlich kernig, besonders im Sport-Modus. Da heult nichts mehr. Neu verfügt übrigens auch der zivile Civic über drei Fahrmodi (Eco, Normal und Sport). Das Umschalten zwischen Verbrenner und Elektroantrieb ist in keinen Moment spürbar, der Antrieb agiert als Einheit.
Das Handling ist eine Freude. Natürlich schiebt der Civic über die Vorderachse, wenn man es übertreibt. Insgesamt macht der Hatchback aber auch bei etwas zügigerer Fahrweise Spass. Das Chassis ist spürbar steifer als beim FK-Civic, das ist mit Blick auf den Type R äusserst vielversprechend. Dabei ist der Civic Hybrid keineswegs eine harte Rumpelkiste, sondern hat auch Cruiser-Qualitäten. Gerade im geräuschlosen elektrischen Fahrbetrieb ist das auch erwünscht.
Auch die Verbesserungen von Honda Sensing waren bei der Testfahrt feststellbar, zumindest im Ansatz. Der Spurhalteassistent, der beim Vorgänger erst ab 72 km/h aktiv war, ist jetzt auch bei tieferen Geschwindigkeiten im Einsatz. Gerade in Verbindung mit dem Stauassistenten kann dies im Alltag sinnvoll sein. Die Assiststenzsysteme werden wir bei einem vertieften Test noch etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Fazit zum neuen Honda Civic Hybrid
Das Fazit der Testfahrt ist durchwegs positiv. Honda hat den Civic nicht nur optisch auf ein neues Level gebracht, auch technisch ist ein grosser Schritt gelungen. Der Hatchback wird in Japan gebaut, die Verarbeitungsqualität ist auf entsprechend hohem Niveau. Was uns am meisten überzeugt – und auch am meisten überrascht – ist der Antrieb. Der neue Hybrid von Honda kann ohne Übertreibung als Quantensprung bezeichnet werden.
Niemand wird den 1.5 Liter Turbo des Vorgängers vermissen. Ansprechverhalten und Beschleunigung sind klar besser und auch beim Verbrauch punktet die elfte Civic-Generation. 4.8 Liter soll sich der neue Hatchback auf 100 Kilometer genehmigen. Das breite Grinsen der Testfahrerinnen und Testfahrer hatte aber nichts mit dem Verbrauch zu tun. Es ist der Fahrspass, der den neuen Honda Civic e:HEV ausmacht – Hybrid kick’d in yo!
Weitere Bilder
Text/Fotos: Sam Mira
Kommentare 2
gasgas74
Ich Konnte gestern Abend den Neuen Civic Im TCS Stokental auch Fahren.
Hat mir sehr gut gefallen ,insbesondere der Motorgeräusch war sehr angenehm.
kein vergleich zum tags zuvor als ersatz Wagen gefahren Hybrid Jazz mit seinem nervig heulenden Motor.
Ich würde den Wagen gerne auf einer Längeren ausfahrt Testen um seiner Sportlichkeit auf den Zahn zu fühlen, ohne TCS Instruktor nebendran.
Wäre ich auf der Suche nach einem Neuen Honda würde ich ihn Kaufen.
Das drumherum fand ich ein wenig Mau , 50 Jahre Civic und gerade 1 Urahn auf Platz, da hätte sich Honda Schweiz schon die ganzen Vorgänger organisieren können.
HondaHolics Autor
Die Ankündigung «50 Jahre Honda Civic» war tatsächlich etwas gar vollmundig. Wir haben auch erwartet, dass alle 10 Vorgängergenerationen gezeigt worden wären. Aber der 1st Gen war dafür echt eine Augenweide